Auf dem Weg zur klimaneutralen Kläranlage
Messung von Lachgasemissionen auf dem Klärwerk Steinhäule
m3/a
Abwasserreinigung
t/a
Phosphorrückgewinnung
%
Anteil an Eigenstromversorgung
Die Abwasserbehandlung ist ein wichtiger Beitrag zum Umwelt- und Gewässerschutz – doch auch hier entstehen klimaschädliche Emissionen, insbesondere Lachgas. Das Klärwerk Steinhäule in Ulm geht dieses Problem systematisch an: Mit kontinuierlichem Monitoring, digitaler Unterstützung durch das Klick-Tool „Klimabilanz für Kläranlagen mit einem Klick“ und konkreten Maßnahmen zur Emissionsminderung arbeitet das Team Schritt für Schritt an einer klimafreundlichen Abwasserreinigung. Ergänzt durch Photovoltaik, Ressourcengewinnung und innovative Verfahren zeigt das Fallbeispiel, wie zukunftsorientierter Gewässerschutz und Klimaneutralität Hand in Hand gehen können.
Ausgangssituation
Das Klärwerk Steinhäule reinigt das Abwasser von ~220.00 Einwohner:innen und ~220.000 Einwohnergleichwerten aus Industrie- und Gewerbe. Bei der Reinigung von Abwasser können in der biologischen Reinigungsstufe erhebliche Lachgasemissionen entstehen. Lachgas ist ungefähr 273-mal klimaschädlicher als CO2 und damit ein relevantes Treibhausgas.
Lösung
Zur Erreichung der nationalen Klimaschutzziele führt das Klärwerk langfristige Lachgasmessungen durch. Die Überwachung der tatsächlichen Emissionen ist eine wichtige Voraussetzung zur Erstellung einer standortspezifischen Klimabilanz und um Minderungsmaßnahmen zu priorisieren und anzugehen.
Hierbei kann das Klick-Tool "Klimabilanz für Kläranlagen mit einem Klick“ von Umwelttechnik BW eine zielgerichtete Unterstützung bieten. Hiermit wurde eine erste Bilanz der THG-Emissionen des Klärwerkes Ulm-Steinhäule (für das Kalenderjahr 2023) ausgewertet. Durch einen hohen Stickstoffeliminationsgrad in der biologischen Reinigungsstufe sind die Lachgasemissionen hierbei niedrig - das bestätigt auch die Langzeitmessung (siehe Abbildung).
Zusätzlich zur Lachgasmessung wird auf dem Klärwerk eine Photovoltaikanlage betrieben, um auch die indirekten Emissionen und die Energieautarkie weiter zu verbessern.
Weitere innovative Verfahren und Best-Practice-Anwendungsbeispiele, wie eine erweiterte Prozesswasser(vor)behandlung und anaerobe Schlammstabilisierung zur Gewinnung von Klärgas (Hochlastfaulung), sind in der Überprüfungs- bzw. Planungsphase. Hierbei wird davon ausgegangen, dass diese sich sowohl positiv auf den Klärwerksbetrieb, als auch die Klimabilanz auswirken können. Der ZVK arbeitet dabei eng mit lokalen und überregionalen Stakeholdern zusammen.
Ergebnis
Das Klärwerk Steinhäule hat mit dem Lachgasmonitoring und verschiedenen umgesetzten THG-Minderungsmaßnahmen bereits einen erheblichen Schritt hin zur Klimaneutralität gemacht – und es sind weitere Maßnahmen geplant.
Zudem ist das Klärwerk weiterhin mit dem aktiven Schutz unserer Gewässer und Trinkwasserressourcen betraut, sodass bereits eine vierte Reinigungsstufe mit Pulveraktivkohle nach dem „Ulmer Verfahren” betrieben wird. Nach der Rohschlammverbrennung wiederum wird Phosphor als wichtige Ressource zurückgewonnen.
Ansprechpartner:in
ZVK - Zweckverband Klärwerk Steinhäule
Wichernstraße
10
89073 Ulm
Alemania